„Für ein paar Euro mehr im Monat übernehme ich sicher nicht die Verantwortung!“ Solche oder ähnliche Aussagen höre ich immer häufiger von jungen Mitarbeitenden. „Ich bin doch nicht blöd, dann muss ich mich um alles kümmern!“
Eines ist klar: Die jungen Generationen haben erkannt, dass Führung viel mehr ist, als nur Anweisungen zu geben und dabei gut auszusehen. Als Führungskraft ist man KoordinatorIn, ÜbersetzerIn von Erwartungen, BefähigerIn, MentorIn, HüterIn der Werte und verantwortlich für das Wohlergehen und faire Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden. You name it. Und als wäre das nicht schon genug, kommen oft noch operative Aufgaben dazu. Puh. Schon beim Schreiben fühle ich mich überwältigt.
Viele Unternehmen kämpfen mittlerweile damit, Führungskräfte-Nachwuchs zu finden. Woran kann das liegen?
Sind die Jungen einfach faul? Oder haben wir etwas übersehen?
Es wäre einfach, den jungen Menschen die Schuld zu geben:
„Die sind einfach lasch und verwöhnt.“
„Klar, typisch Wohlstandsverwahrlosung.“
„Die wollen sich eben nicht quälen.“ (Kurze Frage an die Runde: Wer von uns will sich schon quälen?)
Doch ist das wirklich die ganze Wahrheit? Es lohnt sich, einen Blick auf einen Teilaspekt zu werfen, der die Perspektive der jüngeren Generationen mit beeinflusst und den wir als erfahrenere Führungskräfte unmittelbar gestalten können, um Führung wieder „schmackhaft“ zu machen. Denn der Zug ist noch nicht abgefahren.
Wie machen wir Führung also wieder attraktiv?
Junge Menschen beobachten genau, wie sich ihre erfahrenen KollegInnen als Führungskräfte verhalten. Und welche Botschaften sie senden. Vielleicht kommt dir eine der folgenden drei bekannt vor?
🤯 Stress das neue Cool!
Rennen wir von einem Termin zum nächsten und reden ständig darüber, wie überlastet wir sind? Kein Wunder, dass die junge Generation keine Lust auf diesen Weg hat. Wer will schon eine Rolle übernehmen, die vor allem nach Frust und Dauerstress klingt?
🚗 Driver's Seat oder nur Beiwagerl?
Gestalten wir wirklich etwas, oder verwalten wir nur? Wenn Führung keine sichtbaren Ergebnisse bringt, bleibt der Sinn auf der Strecke. Wir müssen vermitteln, dass Führung die Chance bietet, aktiv etwas zu bewegen und einen Unterschied zu machen.
🧘🏻♀️ Die Anspannung mit der Entspannung:
Wie sieht es mit dem Verhältnis zu Entspannung und Freizeit aus? Setzen wir dauernde Erreichbarkeit voraus? Respektieren wir die Erholungsbedürfnisse unserer Mitarbeitenden, oder ist jeder Urlaub eine Verhandlung? Wenn wir Erholung nicht schätzen, schreckt das ab.
Führungskräfte müssen genau reflektieren, wie sie über sich selbst und ihre Rolle sprechen. Je selbstbestimmter, sinnerfüllter und wirksamer sie ihre Funktion leben, desto attraktiver wird die Übernahme einer Führungsrolle für die nächste Generation.
Was denkt ihr darüber? Ich freu mich auf rege Diskussion.
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