Von der Qualität des “Anpackens” und erwünschten und unerwünschten Effekten auf die Zusammenarbeit und warum wir Führungskräfte mit gutem Beispiel voran gehen müssen.
- Patricia Pfarrhofer
- 28. Juli 2024
- 2 Min. Lesezeit
Kürzlich hatte ich ein Meeting mit einem relativ neuen, jungen Kollegen. Nach der Besprechung in einem Meetingraum nahm ich – wie ich es gewohnt bin – mein Kaffeehäferl in die Hand, um es in den Geschirrspüler zu räumen. Mein Kollege hingegen hat die Tasse am Tisch zurückgelassen. Auf meinen sanften Hinweis hin, er möge doch bitte seine Tasse mitnehmen, schleuderte er mir entgegen: Dafür haben wir doch Personal.
Natürlich. Wir haben für alles Personal. Aber ist es deshalb richtig, alles zu delegieren oder sich für "unzuständig" zu erklären? Seit wann brauchen wir für jeden kleinen Task einen Kontraktor, der uns das abnimmt? Und welche Effekte hat dies auf die so erwünschte Kultur des “Arbeit Sehens” im Team?
Natürlich ist es nicht sinnvoll, dass alles und jeder, alle anfallenden Arbeiten gemeinsam macht. Wäre sogar hoch ineffizient. Aber wo kommen wir hin, wenn wir diesen Habitus des “dafür haben wir doch Personal” so richtig kultivieren? Keiner greift mehr irgendwo hin, hilft sich, weil wir uns dann jemanden zahlen können, der die ungeliebten Tätigkeiten übernimmt?
Besonderes Augenmerk möchte ich in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit des Anpackens bei der Sozialisierung von jungen Mitarbeiter:innen geben. Verhaltensweisen, die früher als “Gheat si” (Verzeihung für diesen oberösterreichischen Kraftausdruck 😊) vom formenden Umfeld mitgegeben wurden, fehlen. Diese Lücke wird durch Vorbilder geschlossen, die teilweise aus dem digitalen Raum stammen.. und deren soziale Fähigkeiten möchte ich – um es vorsichtig auszudrücken – kritisch hinterfragen. Genau deshalb ist die Vorbildfunktion aller in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen so wichtig.
Besonders im Fokus sind daher für Berufseinsteiger die Kulturtechniken innerhalb des eigenen Teams, im Unternehmen, vor allem aber auch der Vorgesetzten. Es ist gut investierte Zeit, mit gutem Beispiel voranzugehen -vor allem wenn man ein Team haben möchte, welches “anpackt”, “hin greift” und “tut”.
Mein persönliches Fazit und meine Überzeugung: Wir sollten alle wieder mehr zupacken. Wir brauchen nicht immer jemanden, der das Kaffeehäferl in den Geschirrspüler stellt, das Papierhandtuch vom Boden aufhebt oder das Telefon abhebt, wenn gerade niemand im Büro ist. Dieses Zupacken macht aus uns und unseren Teams effiziente Systeme, die in der Lage sind, Herausforderungen anzunehmen, Initiative zu ergreifen, Ziele zu erreichen und auch gemeinsam Probleme zu lösen.

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