Sisyphus lässt grüßen - Vorhang auf für die stillen Superhelden des Onboarding
- Patricia Pfarrhofer
- 3. Sept. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Es ist der Lauf der Dinge könnte man meinen. MitarbeiterInnen werden eingestellt, werden eingeschult, werden älter und verlassen die Organisation wieder. Das Spiel beginnt von vorne, der ewige Kreis des (Berufs-)Lebens.
Ein erfolgreiches Onboarding ist nicht nur wesentlich, sondern auch entscheidend für die Dauer der Zugehörigkeit einer Person zur Organisation.
Wow – welch ein Druck. Deshalb investieren HR-Abteilungen erhebliche Anstrengungen in das Onboarding: Sie erstellen Hochglanzbroschüren, führen Pre-Boarding durch, entwickeln Apps und organisieren Meetings. Ein professioneller Prozess – gut gemacht!
Doch Dinge ändern sich: Nur weil jemand heutzutage einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, heißt das noch lange nicht, dass das der Beginn eines wunderbaren, langjährigen Dienstverhältnisses ist. Es schaffen ja nicht mal alle bis zum ersten Tag. Kurzfristige Absagen und „bessere Angebote“ stehen dem Antreten des Dienstes entgegen. Und wenn der Dienst dann tatsächlich angetreten wird, gehts für das Unternehmen erst mal auf die Rüttelstrecke.
Es ist die Zeit der Wahrheit für Neulinge: Werden Versprechungen aus dem Recruiting auch erfüllt? Wie wird die angepriesene Wertschätzung, flache Hierarchie oder der vielstrapazierte Teamspirit spürbar? Die Erkenntnis von Newcomern ist allzu oft: NEIN. Alles klar. Good Bye.
Das heißt für die Organisation: Zurück an den Start. Neue Ausschreibung, neue Gespräche, neue Verhandlungen, neue Zusage. Aber vor allem auch: Wieder alles neu organisieren. IT Umgebung auf die Beine stellen. Zugänge organisieren. Meldungen an die Krankenkasse. Arbeitskleidung bestellen. Telefonnummer. Einmal alles. Mühsam.
Und mitten drin, statt nur dabei: Die stillen HeldInnen des Onboarding. Diejenigen, die den Arbeitsplatz vorbereiten, die die Infrastruktur bereitstellen. Diejenigen, die die Neuen in die Untiefen des Unternehmens mitnehmen. Diejenigen, die sich abseits der genau durch choreographierten Prozesse für die neuen KollegInnen öffnen und Verbindung ermöglichen.
Sie sind es, die nach innen über das Gelingen des Onboarding entscheiden. Unerschütterlich, ausdauernd, authentisch und wahrhaftig stehen Sie in unterschiedlichen Superhelden-Kostümen bereit. Sie sind Empfangsdamen und -herren und Menschen im Facility Management. Sie sind AssistenInnen und MitarbeiterInnen in Payroll. Es sind die langjährigen „guten Seelen“ einer Organisation.
Wir sollten uns - bei aller Wertschätzung für professionelle Hochglanzprozesse - bewusst machen, dass wir von den Newcomern jüngerer Generationen auch an der Art gemessen werden, wie wir mit allen Menschen im Unternehmen umgehen, egal in welcher Funktion. Im wahrhaftigen Umgang miteinander sind wir Vorbilder und Orientierungspunkt für neue KollegInnen punkto Wertschätzung und Respekt.

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