„Du siehst immer nur die Probleme!“ Warum Ja-Sager Karriere machen, Unternehmen aber das Nachsehen haben
- Patricia Pfarrhofer
- 17. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Ich bin ehrlich: Ich habe sie immer bewundert – die, die im richtigen Moment einfach die Klappe halten konnten. Ich konnte das nie. Wenn ich merkte, dass etwas nicht passt, musste ich es sagen. Dieses Gefühl runterzuschlucken? Keine Chance.Natürlich wusste ich, dass es klüger gewesen wäre, meinen Sprechimpuls wegzuatmen. 1–2–3–4 einatmen, 1–2–3–4 halten... Ich kenne die Technik. Trotzdem scheiterte ich daran regelmäßig.
Die Realität ist: Die Karriereleiter erklimmt am schnellsten, wer wenig bremst und viel nickt. Klingt zynisch? Ist es auch. Und doch erlebe ich es immer wieder. Während lautstark von „offener Fehlerkultur“ und „kritischem Dialog“ geredet wird, ist die Praxis oft eine andere.Wer Widerspruch anmeldet, stört. Wer nachfragt, bremst. Wer auf Risiken hinweist, wird als Problemmacher abgestempelt. Und befördert werden die, die brav mitziehen.
Die Logik dahinter? Simpel, aber gefährlich: Taktische Ja-Sager verschaffen Führungskräften Ruhe. Sie bestätigen den eingeschlagenen Kurs, sorgen für ein gutes Ego-Gefühl und ersparen die Auseinandersetzung mit alternativen Wegen oder unbequemen Wahrheiten.
Aber wo liegt dabei das Problem?
Red Flag 1: Kritische Stimmen verstummenWenn Skeptikerinnen und Skeptiker immer wieder erleben, dass ihre Fragen unerwünscht sind, hören sie auf, sie zu stellen. Nicht, weil sie nichts mehr sehen, sondern weil sie resignieren. Damit verlieren Unternehmen ihre wertvollsten Frühwarnsysteme.
Red Flag 2: Fehlentwicklungen laufen durchProjekte krachen nicht vom Himmel herab gegen die Wand. Es gibt fast immer Menschen, die es vorher wussten. Doch sie haben geschwiegen. Weil es bequemer war. Oder weil sie sich nicht wieder den Ruf der Nörglerin einfangen wollten.
Red Flag 3: Kompetenz wird mit Gefälligkeit verwechseltNach oben kommt nicht unbedingt die fähigste Person – sondern oft die, die sich am besten anpasst. In ruhigen Zeiten mag das funktionieren. In Krisen rächt es sich, wenn plötzlich echte Kompetenz gefragt ist.
Mein Fazit: Das Ja kann verführerisch sein. Aber das Nein ist oft wertvoller.Ich weiß, ich habe mir selbst manchmal den Weg verbaut. Mit meiner Ungeduld. Mit meinen Fragen. Mit meinem Drang, Dinge wirklich zu verstehen.Manchmal habe ich mich gefragt: Wo wäre ich, wenn ich einfach öfter die Klappe gehalten hätte?Aber dann sehe ich, was ich stattdessen gewonnen habe: Respekt. Vertrauen. Und vor allem: Substanz.
Deshalb mein Wunsch an Unternehmen:Weniger Nicken. Mehr Nachfragen.Weniger „Passt schon“. Mehr „Moment mal“.Weniger Karriere auf Kuschelkurs. Mehr Mut zum Widerspruch.
Denn der Widerspruch bringt uns weiter – nicht das Ja um jeden Preis.

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