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Patricia Pfarrhofer

"Der Arbeiter - das unbekannte Wesen" – Warum die Trennung von ArbeiterInnen und Angestellten ausgedient hat

Stell dir vor: Kleine Feier im privaten Umfeld. Du lernst neue Leute kennen und ihr stellt euch vor. „Was machst du beruflich?“, fragst du. „Ich bin Arbeiter“, entgegnet dein Gegenüber. Und jetzt wird es spannend. Welche Assoziationen kommen dir in den Sinn? Ehrlich – ganz ehrlich. Manche werden interessiert nachfragen, aber bei anderen kommen gleich Bilder hoch: schmutziges Arbeitsumfeld, banale Tätigkeit, rohe Umgangsformen.


Klingt klischeehaft? Ja, genau das ist es. Doch diese Zuschreibungen sind bei vielen nicht ohne Grund da. Die Gesellschaft erzählt sie uns vielfach: In der Schule, wo LehrerInnen dir signalisieren, es reicht nicht für die Matura, aber es gibt immerhin noch die Lehre. Oder an der Uni, wo Professoren meinen, ein Abschluss bereitet dich auf Höheres vor.


Ich hatte das Privileg, viele Jahre lang junge Menschen in der Berufsausbildung zu begleiten – künftige ArbeiterInnen, die in der Produktion Verantwortung übernehmen. Ihre Fähigkeiten und ihr Engagement haben mich zutiefst beeindruckt. Doch was mich oftmals schockierte, war die Reaktion des Umfelds – manchmal auch der eigenen Eltern. 


Anstatt zu sagen: „Ich will, dass dir dein Beruf Spaß macht“, fragten viele nach der Möglichkeit von Lehre mit Matura. Sie signalisierten damit: Nur Lehre ist zu wenig. Warum? Weil ihre Kinder ArbeiterInnen würden. Und plötzlich sind alle Vorurteile da - und das macht etwas mit Menschen, vor allem mit den Jungen.


In Gesprächen erlebe ich immer wieder, dass der Begriff "ArbeiterIn" peinliche Berührtheit auslöst – besonders, wenn man keine kennt. Dann greifen wir zu Klischees. Klar: Roh, unkooperativ, ohne Blick fürs Ganze. Angestellte hingegen? Die wissen, wie man sich benimmt. Positive Unterstellung, oft genauso unbegründet.


Die Trennung zwischen ArbeiterInnen und Angestellten hat ausgedient. Früher war es gesetzlich verankerte Diskriminierung von Menschen, die ihre Arbeitsleistung verkauften, weil sie kein Eigentum besaßen. Angestellte wurden privilegiert - und das ist heute noch spürbar. 


Es ist Zeit...


Es ist Zeit, diese Trennung loszulassen. Es ist Zeit den Menschen zu erkennen. Wenn wir von Fachkräftemangel sprechen, dann sind es Berufe wie TischlerInnen, FriseurInnen und MetalltechnikerInnen, die uns fehlen. Vom Mangelberuf “ManagerIn” habe ich noch nicht so viel gehört. 


Was es daher braucht: Wille und Möglichkeit, Miteinander in Verbindung zu treten. Im eigenen Unternehmen Verbindungsräume zu öffnen, über Funktionen hinweg. Miteinander sprechen. Sich aufmachen für die Meinungen der „anderen“ und daraus miteinander etwas Neues schaffen. 


In Verbindung Arbeiten heißt sich loslösen von Stigmata und Vorurteilen. Gemeinsam zu neuer Stärke. Denn mit den globalen Herausforderungen haben wir schon genug zu tun. Ich begleite euch sehr gerne dabei. 


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