𝐔𝐧𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧 𝐚𝐥𝐬 𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞? - 𝐕𝐞𝐫𝐛𝐢𝐧𝐝𝐞𝐧𝐝 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐁𝐞𝐥𝐚𝐬𝐭𝐞𝐧𝐝?
- Patricia Pfarrhofer
- vor 3 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
"Herzlich willkommen in unserer Unternehmensfamilie!" Ein Satz, der Vertrautheit und Zugehörigkeit verspricht. Dann kann ein Unternehmen wirklich eine Familie sein? Und noch wichtiger: Sollte es das überhaupt sein?
𝐅𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞 𝐚𝐥𝐬 𝐌𝐞𝐭𝐚𝐩𝐡𝐞𝐫 - 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐳𝐰𝐞𝐢𝐬𝐜𝐡𝐧𝐞𝐢𝐝𝐢𝐠𝐞 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥𝐞𝐠𝐞𝐧𝐡𝐞𝐢𝐭
Natürlich gibt es Parallelen. Familien stehen für Zusammenhalt und Unterstützung, genauso wie Unternehmen auf Loyalität und Teamgeist setzen. Doch während eine Familie bedingungslos bleibt, ist ein Arbeitsverhältnis an klare Bedingungen geknüpft. Wenn Unternehmen sich als Familie sehen, entstehen unausgesprochene Erwartungen: unbedingte Loyalität, emotionale Verbundenheit und Aufopferung über den eigentlichen Job hinaus.
𝐃𝐞𝐫 𝐞𝐦𝐨𝐭𝐢𝐨𝐧𝐚𝐥𝐞 𝐃𝐫𝐮𝐜𝐤 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫 "𝐔𝐧𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧𝐬𝐟𝐚𝐦𝐢𝐥𝐢𝐞"
Besonders für BerufseinsteigerInnen kann das herausfordernd sein. Sie suchen Klarheit, Entwicklungsmöglichkeiten und eine gesunde Balance der eigenen Ressourcen. Doch wenn sich ein Unternehmen zur Familie hochstilisiert, kann unterschwelliger Druck entstehen:
💥Wir erwarten mehr als nur deine Leistung - wir erwarten Zugehörigkeit!
💥"Ein Familienmitglied lässt man nicht im Stich" (übersetzt: Überstunden? Selbstverständlich.)
💥"Wer geht, verrät uns."
Diese Dynamik kann zu Schuldgefühlen, Erschöpfung oder Angst vor dem Priorisieren eigener Bedürfnisse führen. Ein mitunter gefährlicher Cocktail für Menschen, die gerne dazugehören.
Gerade ein wenn ein Unternehmen das Familienbild bemüht, muss es auch die Verantwortung einer Familie übernehmen:
⭕Respekt vor Arbeitszeiten und Erholung - Zugehörigkeit darf nicht bedeuten, dass man sich ständig beweisen muss.
⭕Klare Kommunikation über Erwartungen - damit sich niemand verpflichtet fühlt, mehr zu geben als gesund ist.
⭕Ein wertschätzender Umgang mit Abgängen - Wechsel sind keine Illoyalität sondern Teil der Entwicklung.
𝐖𝐨 𝐝𝐚𝐬 𝐊𝐨𝐧𝐳𝐞𝐩𝐭 𝐩𝐚𝐬𝐬𝐭 - 𝐮𝐧𝐝 𝐰𝐨 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭
Ja, wenn:
✔️ Es um Zusammenhalt in Krisenzeiten geht.
✔️ Es um gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen geht.
✔️Es um eine gemeinsame Kultur und Identität geht.
Nein, wenn:
❌ Es persönliche Grenzen verwischt und Erholung unmöglich macht.
❌ Es dazu führt, dass Leistung mit Loyalität verwechselt wird.
❌ Es den Eindruck vermittelt, dass man sich emotional aufopfern muss.
Die bessere Metapher
Vielleicht ist ein Unternehmen eher ein professionelles Sportteam als eine Familie. Man spielt zusammen, gibt sein Bestes, entwickelt sich weiter - aber manchmal wechselt man das Team. Und das ist völlig in Ordnung.
Letztlich geht es nicht um bedingungslose Loyalität, sondern und faire Beziehungen, in denen sich beide Seiten auf Augenhöhe begegnen.

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