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𝗙ü𝗵𝗿𝘂𝗻𝗴 𝘇𝘄𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗧𝗼𝗱 – 𝗗𝗶𝗲 𝗱𝘂𝗻𝗸𝗲𝗹𝘀𝘁𝗲𝗻 𝗦𝘁𝘂𝗻𝗱𝗲𝗻

  • Patricia Pfarrhofer
  • vor 2 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

„Es gab einen Unfall bei uns. Und einer deiner Mitarbeiter wurde dabei schwer verletzt.“ Ich kann mich an jedes Wort erinnern. Obwohl dieser Anruf schon Jahre zurückliegt, höre ich mich auch heute noch sagen: „Natürlich rufe ich die Eltern an. Ich kenne sie.“ 


Es war ein wunderschöner Sommertag, Homeoffice, das Telefon klingelte. Mein Kollege, der Leiter des Krisenstabs, sagte: „Hi, ich bins. Es gab einen Unfall. Einer deiner Mitarbeiter wurde schwer verletzt.“ Meine Gedanken rasten. Wer? Nein! Wir hatten doch gestern noch...


Dann der Anruf bei seinen Eltern. Die Verzweiflung. Die Hilflosigkeit. Die Scham, weil ich damals im Einstellungsgespräch gesagt hatte: „Ihr Sohn ist bei uns gut aufgehoben.“ Was folgte, waren Wochen des Bangens und Hoffens. Schlaflose Nächte. Panikattacken. Angst. Aber all das war nichts im Vergleich zu dem, was seine Familie und Freunde durchlitten.


𝗦𝗶𝗱𝗲𝘀𝘁𝗲𝗽

Man muss nicht einmal grob fahrlässig handeln. Ein unaufmerksamer Moment. Ungünstige Arbeitskleidung. Unterschätzte Gefahren. Risikoreiches Verhalten. So viele Faktoren können dazu führen, dass Menschen im Arbeitskontext zu Schaden kommen. Der von mir hoch geschätzte Herbert Willerth K.R hat sich in seinem Buch "Top Leadership and Safety Management" intensiv mit dem äußerst relevanten Thema Sicherheit und Führung auseinandergesetzt (absolute Leseempfehlung). 


𝗔𝘂𝘀𝘄𝗶𝗿𝗸𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻

Was dieser Unfall mit mir gemacht hat? Gute Frage.


Es hat mich zum Teil einer Gemeinschaft gemacht, in der niemand sein will. Die Gemeinschaft der Führungskräfte, die den Angehörigen eines verletzten oder verstorbenen Mitarbeiters gegenüberstanden.


Wenn ich heute auf jemanden treffe, der so etwas erlebt hat, ist es ein wortloses Verstehen: „Ja, ich war auch da. Dort, wo es sehr dunkel ist.“


𝗙𝗮𝘀𝘁 𝗙𝗼𝗿𝘄𝗮𝗿𝗱

Er ist nicht gestorben. Er hat sich erholt. Grandios erholt. Uns alle mit seinem Lebenswillen und seiner Fröhlichkeit beeindruckt. Und ich? Ich habe Jahre gebraucht, um das Geschehene zu verarbeiten, in meine Identität zu integrieren. Das war und ist Knochenarbeit. Und es hat mich verändert. 


Heute denke ich oft an diese Zeit. Sie wird immer ein Teil von mir bleiben. Und an die Verantwortung, die ich als Führungskraft getragen habe – weit über Zielvereinbarungen und Meetings hinaus. Eine Verantwortung, die man nicht antizipieren kann und die vielen Gott sei Dank erspart bleibt. 



Führung und Verantwortung gehen Hand in Hand. Einerseits ist es eine tolle Gestaltungsaufgabe. Aber es gibt auch Schattenseiten. Diese sind immer mit im Paket dabei. Und dort im Schatten ist es sehr dunkel. 

 
 
 

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Arbeiten in Verbindung heißt...

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